27. Juli 2018 0 Kommentare KolumnenRetro Hotels

Wie sicher sind meine privaten Chats in Retro Hotels?

In jedem gut besuchten Retro Hotel finden täglich haufenweise Gespräche statt. Habbo hat sich zu einem hoch frequentierten Chatportal entwickelt und Gespräche finden beinahe überall statt – egal ob in öffentlich in Räumen, im Privatchat oder mit Hilfe der Flüsterfunktion. Um das Hotel dennoch vor Regelbrechern sauber zu halten, werden bekanntlich sämtliche Chatverläufe in der Datenbank gespeichert. Dort sind sie einsehbar für das Hotelteam. Doch fraglich ist, wie lange, wofür und zu welchem Zweck eigentlich? Die erst relativ frisch verabschiedete Datenschutzgrundverordnung der EU hat noch einmal deftig Holz ins Feuer geworfen. 

Datenschutz muss sein – normalerweise

Ungeachtet der zuvor erwähnten DSGVO, gilt hierzulande sowieso schon seit längerem ein relativ strenges Datenschutzgesetz. Es betrifft die Datenspeicherung und -erhebung und regelt, wie man mit den Daten, also auch mit Chatverläufen, umzugehen hat. Privatsphäre und der Schutz des Intimen spielen dabei eine sehr große Rolle. Ob einzelne Retro Hotels dies ebenso ernst nehmen, wie der Gesetzgeber es vorschreibt, ist leider unklar: Oft ist die Datenerhebung vollkommen intransparent. Fast kein einziges Retro Hotel erklärt auf der Homepage oder Webseite, wie die Daten gespeichert oder verarbeitet werden. Den einzigen Unterschied macht hier das HuBBa Hotel – welches im Footer als einziges Hotel zu einem individuell erstellten Datenschutzartikel verlinkt. 

Um Besucher die sich nicht angemessen verhalten unter Kontrolle zu halten, ist es nötig, dass Mitarbeiter des Support Bereichs ein Blick auf die aktuellen Gespräche werfen können. Diese Möglichkeit wird geboten, wenn der Mitarbeiter einen Hilferuf erhält, einen Besucher in einem Raum anklickt, oder den gesamten Gesprächsverlauf eines Raumes anschaut. Wenn ein Mitarbeiter diese Aktion durchführt, wird dies permanent aufgezeichnet. Mitarbeiter, die dieses Recht missbrauchen, werden aus dem Team entlassen. Falls der Verlauf aufgerufen wird, kann der Mitarbeiter die aktuellen Nachrichten sehen um Konflikte zu lösen. Ein globaler Zugriff auf Gespräche ist nicht möglich. Gespräche die über den privaten Messenger geführt werden, können nicht eingesehen werden. – HuBBa Hotel

Das HuBBa Hotel zeigt sich vorbildlich und vermittelt immerhin einige Informationen hinsichtlich des Umgangs  mit Chatverläufen. Leider wird jedoch auch hier nicht erwähnt, wann die erhobenen Daten gelöscht werden und wie lange man diese einsehen kann. Das HuBBa Hotel lies jedoch auf Nachfrage nachreichen, dass die Privatsphäre der Nutzer einen hohen Prioritätsanspruch habe. Darin ist möglicherweise auch der nicht gewährte globale Zugriff auf Gespräche begründet.

Automatisierte Chatauswertung

Die einen nennen es automatisierte Chatauswertung, die anderen Filter. Sie sollen dazu dienen, Werber, oder etwa User, die durch beleidigende Wortwahl auffallen, aus dem Weg zu räumen. Im HabboCX macht man hierauf im Rahmen der Nutzungsbedingungen aufmerksam. 

Um die Sicherheit unseres Services und den Schutz jüngerer Habbos gewährleisten zu können werden Protokolle (des Chats und des Loginverhaltens) für eine gewisse Zeit gespeichert und auch automatisch von einer computergestützten Software ausgewertet. Bei bestimmten Auffälligkeitsmuster werden diese Chatprotokolle an unsere Moderatoren weitergeleitet.

Wichtig ist hierbei, dass Chatprotokolle bei bestimmten Auffäligkeitsmustern weitergeleitet werden, und nicht etwa das gesamte Chatprotokoll wahllos durchstöbert wird, wie das HabboCX auf Nachfrage mitteilte. Eine ähnliche Filterfunktion nutzt etwa auch das Holo Hotel. Dort wird, wenn bestimmte Wörter fallen, die auf der Blacklist stehen, ein automatischer Hilferuf abgesendet: keine Neuheit. 

Wir speichern Chatlogs zu Moderationszwecken mindestens 14 Tage. Die Chatlogs umfassen öffentliche Raum-Nachrichten, Flüsternachrichten und auch private Nachrichten. Jedes Teammitglied kann zu Moderationszwecken selbstverständlich Chatlogs einsehen, im Regelfall jedoch nur bei konkretem Verdacht auf Fehlverhalten oder bei gezielter Meldung wegen Fehlverhalten. – Contrary, HabboCX

Teilweise erhebliche Unterschiede

Es gibt zwischen den Hotelgiganten der deutschen Retroszene also einige Unterschiede in Sachen Umgang mit den Chatlogs. Während im HuBBa Hotel der Inhalt des Privatchats tatsächlich nur unter vier Augen bleibt und kein Mitarbeiter diese selbst im Notfall mitlesen kann, werden diese im HabboCX ebenfalls mit aufgezeichnet. HabboST geht hier noch einen Schritt weiter: Dort können Mitarbeiter live mitverfolgen, was im Raum geflüstert wird. Entscheidend ist hierbei die Tatsache, dass der entsprechenden Moderationskraft die Flüsternachrichten unumgänglich angezeigt werden, ganz egal, ob er diese mitlesen will oder nicht. Damit stellt das HabboST seine gesamte Community unter einen sogenannten, rechtsstaatlich bedenklichen Generalverdacht

Der Generalverdacht ist ein ganz allgemein formulierter Verdacht ohne konkrete individuelle (subjektive) Anhaltspunkte bzw. meist ein kurz formulierter Verdacht, der aufgrund der Kürze aber auch eine rechtsstaatlich „sehr“ flexible Auslegung zulässt und die Gefahr der Rechtsunsicherheit und/oder Willkür in sich birgt. Der Generalverdacht an sich ist daher keine geeignete Grundlage für polizeiliche oder strafbehördliche Ermittlungen in einem Rechtsstaat. – Wikipedia

HuBBa hingegen setzt großen Wert darauf, dass Logs erst bei aktiver Entscheidung einer Moderationskraftsichtbar werden. Im HabboST genügt allein die Anwesenheit eines Moderator im Raum, damit auch alle Flüsternachrichten unmittelbar mitgelesen werden können. Als sich ein Spieler des HabboST daraufhin beschwerte, antworterte Hotelmanager Hazed.cs wie folgt: 

Auf fast jeder Webseite wird alles was du tust aufgezeichnet. Da wir ein Spiel für Kinder und Jugendliche sind, wird alles unverschlüsselt aufgezeichnet. Die Datenschutzverordnung schreibt uns nicht vor, Gespräche zu verschlüsseln oder anderweitig für die Moderation, die im Hotel für 100%ige Sicherheit gewährleisten muss, unsichtbar zu machen. Wir haben minderjährige Spieler, für die ich verantwortlich bin. Wenn etwas passiert, jemand seine Daten an Fremde gibt oder belästigt wird, müssen wir handeln. Sollte etwas passieren und mit HabboST in Verbindung gebracht werden, habe ich das am Ende juristisch zu verantworten. Ich werde die Diskussion jetzt auch beenden, da ich meine Richtlinien zur Moderation und Sicherheit im Hotel nicht verändern werde. Falls ein Moderator diese Funktion für private Zwecke missbraucht (Gespräche aus Neugier mitliest o.Ä), kannst du dich an mich wenden. Sowas wird ebenfalls nicht toleriert. – Hazed.cs 

Der Spieler hatte sich beschwert, dass sich ein Moderator im Raum in die privaten Flüsternachrichten eingemischt hatte, obwohl diese vollkommen regelkonform waren. Er hätte erst dadurch erfahren, dass eine solch Funktion überhaupt bestünde und wünschte sich mehr Transparenz. Insgeheim ist die obige Begründung, beim Abschalten der Live-Mitverfolungsfunktion wäre der Hotelmanager juristisch haftbar, hinzukommend sehr fragwürdig.

Eine Utopie: Der perfekte Chatlog

Sicherlich sind beide Ansprüche berechtigt und zu verstehen: Nutzer wollen ihre Privatsphäre weitestgehend genießen und nicht unter ständiger Befürchtung, dass jemand ihre Konversationen mitliest, chatten müssen. Die Hotelmanager setzen hingegen auf die Sicherheit – sie wollen Regelbrüche so gut es geht unterbinden und diese schnellstmöglich ahnden. Doch wie würde ein Kompromiss aussehen, der beide Ansichten vereinen würde womit beide Parteien leben könnten? Vielleicht hast Du eine Antwort.

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