16. März 2017 0 Kommentare AllgemeinInternationalKolumnen

13 Jahre Habbo – Zeit kann man nicht festhalten

Der 16. März 2004 war der Tag, an dem Sulake das deutsche Habbo Hotel eröffnete. In den inzwischen 13 Jahren hat sich vieles getan – und für viele hat sich Habbo zu weitaus mehr entwickelt als nur ein Spiel. Damals war das Internet und insbesondere die virtuelle Umgebung ein noch nie zuvor durchforchtes Neuland. Sulake profitierte hiervon und sah sich in den ersten Jahren keinerlei ernstzunehmender Konkurrenz gefürchtet. Jahre lang hat das Konzept Habbo funktioniert, wie selten ein Konzept funktioniert hat. Dafür wurde Sulake international gelobt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Habbo – der Teenie Treffpunkt schlichtweg. Das galt im Groben bis zum 12. Juni 2012 – ein Schicksalstag für Sulake. Der britische Pressegigant Channel Four berichtet über erhebliche Probleme mit der Sicherheit im Habbo Hotel. Es folgen Sparmaßnahmen und Massenentlassungen.

Habbo ist als Ort bekannt geworden, in der jedermann neue Bekanntschaften und Freunde schließen konnte. Es klingt absurd, doch aus so manch Freundschaft, die aus dem Habbo Hotel entsprungen ist, wurde mehr als eben nur diese bloße Freundschaft. Aktive Habbo Spieler, oder auch ehemalig aktive Spieler, verbinden mit Habbo nicht nur ein Spiel wie jedes andere – sondern einen Moment, einen bedeutenden Zeitraum ihrer Pubertät und eine Erfahrung. Einige von uns haben hier Freunde fürs Leben gefunden, andere Feinde für die Ewigkeit. Doch dass es sich dabei um echte Menschen am anderen Ende der Leitung handelt, gleichaltrige, die wir ohne Habbo niemals kennengelernt hätten, versetzt das ganze noch mal in andere Dimensionen. Im Jahr 2017 ist es schade drum. Schade um ein Projekt, das eigentlich auch das Potenzial hätte, heutige Generationen zu bereichern. Doch allem Anschein nach herrscht Hilflosigkeit oder fehlender Wille bei Sulake.

Sulake schreibt seit Jahren schwarze Zahlen. Die Spielerzahlen gehen schon seit gefühlten Ewigkeiten zurück, große Sparmaßnahmen sind erforderlich, aus der Zentrale in Finnland kommen kaum noch neue Innovationen oder Anreize – und selbst die Habbo Retroszene gerät inzwischen in heftiges Straucheln. Sulake, insgeheim Habbo, sieht sich konfrontiert mit einem großen Problem: Das Hotel läuft in Gefahr, sich von der kommenden Generation abzuschotten. Vielleicht ist dies sogar schon passiert und wir sind gerade mitten drin, das Ende einer Ära zu besiedeln. 

Dabei gehören Generationen gerade zu den Merkmalen, die Habbo ausmachen. 2004. 2007. 2012. 2016. Das Habbo Hotel hat verschiedenste Generationen durchlebt. Was man nicht auß den Augen verlieren darf, ist, was Habbo so maßgeblich erfolgreich gemacht hat: Wie das Konzept hinter Habbo schon verspricht, ist Habbo auf das Treffen von unterschiedlichsten Menschen ausgerichtet. Von einzelnen Individuen, die alle ihre eigene Geschichte und Biographie mit in das Hotel nehmen – Habbo lebt von Kommunikation, von Chat, von Emotionen. Jede Generation hat ihre eigenen Höhepunkte – nun stellt sich die Frage, wo bleibt der Höhepunkt dieser, gegenwärtigen Generation?

Die Entwicklung des deutschen Habbo Hotels – oder allgemein des internationalen Habbo Hotels – hinterlässt ein erschreckendes Bild. Es scheint, als würde Sulake vom eigentlichen Erfolgskonzept ablassen und auf Globalisierung setzen. Gerade mal 3 Sulake Büros, quer über den Kontinent verstreut, verwalten die Vielfalt der Habbo Hotels. Vielfalt ist ein gutes Wort, wenn man die Vielfalt heute und damals vergleicht. Sulake und Habbo sind in der Folge der Globalisierung bürokratischer geworden – damals gab es Spextor, Neuromancer, Diwo, Kawu oder Ladana als Ansprechpartner. Jedes Hotel hatte seine einzigartigen Staffs, seine einzigartigen Events und Wettbewerbe und, man könnte fast meinen, eine eigene Nationalität. Heute ist Habbo gleich HabboAus Vielfalt wurde Einfalt. Aus Individualismus wurde Bürokratie. 

Darunter leiden tut schlussendlich auch die Fanseitenszene, die dem Habbo Hotel schon immer das erforderliche Stück Leben eingehaucht hat. Interne Quellen (unbestätigt) veräußern, dass Sulake dieses Jahr keine Fanseitenwahlen mehr planen würde. Dem deutschen Habbo Hotel sind gerade mal 4 offizielle Fanseiten hinterblieben – wobei man nicht wirklich allen leidenschaftliche Aktivität vorwerfen kann. Die damaligen Community Manager Kawu und Ladana haben sich massiv für Fanseiten eingesetzt – heute fehlt ein ähnliches Engagement seitens Sulake, geschweige denn ein Ansprechpartner. Und wenn es einen gibt, sitzt er irgendwo in Spanien, im User Care Center, der pünktlich zu Feierabend seinen Computer herunterfährt und das Büro verlässt.

13 Jahre Habbo – und eigentlich, so finde ich, hätte Habbo noch immer das Potenzial, den Trend vorzugeben. Sulake müsste dafür wieder nationale Niederlassungen eröffnen, zum alten Erfolgskonzept zurückkehren, die Community wieder ansprechen und aktiv werben. Doch was fehlt, sind Investoren, Sponsoren, Partner, Geld und die Motivation, die das frisch eröffnete Start Up im Jahre 2004 hatte. Andere Unternehmen erobern in der Zeit der Untätigkeit Sulakes, die schon Jahre andauert, die Branche, die einst voll und ganz Sulake gehörte. Kein Wunder, dass die Fanseitenszene und damit die Community langsam aber sicher zurückgeht – solang Sulake keine Impulse sendet, die in etwa verlauten: “Hey, ihr Deutschen seid uns wichtig“, gibt es keinen Anlass zur Reaktion. Mich persönlich würde es sehr wundern, wenn wir einen 14. Geburtstag noch erleben dürften. 

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