12. Dezember 2014 0 Kommentare ThrowbacksInternationalRetro Hotels
Ich bin ein Habbo der ersten Stunde. Zumindest wenn man vom Habbo Deutschland ausgeht. 2005, als das Habbo Deutschland veröffentlicht und noch von der Telekom gesponsort wurde, fand ich durch das damalige Fernsehformat “Giga” den Weg ins Habbo Hotel. Damals prangte am 9. Februar 2005 um 14:10 noch eine Userzahl auf der Webseite, wie man sie heutzutage von kleinen Retros kennt. Ganze 43 Spieler waren im Hotel. Zur damaligen Zeit waren das noch gute Zahlen.
Wenige Leute hatten zu dieser Zeit einen Internetanschluss und noch weniger eine Flatrate. Datenintensive Dienste wie Habbo wurden noch nicht so stark genutzt wie heutzutage. Damals war der MB Internet noch ziemlich teuer. Zudem war das Habbo bis dahin in Deutschland noch nicht lange online.
Damals war Habbo das Facebook der Generation. Wer dieses neue Medium Internet schon nutzen konnte, wurde früher oder später mit Habbo konfrontiert. Damals war der ICQ Messenger auf gefühlt jedem Rechner installiert. Dieser wurde aber von MSN und anschließend Skype abgelöst. Habbo bot dem Spieler die Möglichkeit neue Leute kennen zu lernen, wie keine andere Plattform zu dieser Zeit. Habbo bot dem Spieler eine Möglichkeit mit den altbekannten, und auch den neuen Freunden in Kontakt zu bleiben. Zudem hatte Habbo den Vorteil, dass man es im Browser spielen kann. Viele jüngere Spieler durften damals keine Programme auf dem Computer installieren. Habbo galt als Zeitvertreib und sozialer Treffpunkt zugleich.
Dementsprechend war Habbo kein Kinderspiel. Das Hotel wurde von Erwachsenen genauso wie von jüngeren Spielern gespielt. Der Fakt, dass Habbo ein Spiel ist, erklärt aber, warum im Endeffekt mehr jüngere als ältere Spieler im Habbo anzutreffen sind. Spiele spielen war damals nicht allzu zeitgemäß für ältere Menschen. Habbo war aber für Erwachsene genauso wichtig, wie Facebook heutzutage. Warum ist Habbo ab 14 und nicht ab 6 Jahren? Ich meine, wenn Habbo ein Kinderspiel ist, warum erlaubt die Nutzung erst in der Jugend?
Weder die “Geldgier” seitens Sulake, wie sie so gerne angeführt wird, noch die Pädophilen Habbos im Hotel sind schuld an der aktuellen Situation Sulakes. Nein, der Markt ist das Problem. Wer ein Produkt betreibt, muss dafür sorgen, dass es auch weiterhin genutzt wird. Das geschieht durch Innovationen. Der Habbo Messenger für das iPhone kommt gefühlte 8 Jahre zu spät. Damit hätte man schon in früher Zeit Plattformen noch vor ihrer Entstehung starke Konkurrenz bieten können.
Warum sollte ich als Spieler, der nur mit seinen Freunden in Kontakt bleiben wollte, jedes mal ins Habbo, welches zeitweise noch mit Shockwave – und damit nicht auf Handys – lief, einchecken, wenn er auch einfach über eine kleine App sein dringendes Mitteilungsbedürfnis befriedigen kann? Erinnert sich einer von euch noch an Studi- oder SchuelerVZ? Es wurde von Facebook abgelöst. Genauso wie Facebook auch für Habbos aktuelle Lage eine Mitverantwortung hat. 2000 war es noch mehr oder weniger verpönt ein Bild von sich ins Internet zu stellen.
Heutzutage stellen Menschen Bilder von sich ins Internet, auf welchen sie in unvorteilhaften und peinlichen Situationen gezeigt werden. Obwohl ich mich schon frage, wie solche Bilder zu Stande kommen. Habbo bietet die Möglichkeit irgendwelche sinnlosen Bilder zu veröffentlichen in dieser Form nicht. Obwohl “Selfies” doch der letzte Schrei sind. Facebook hingegen bietet diese Möglichkeit. Genauso wie Facebook die Möglichkeit bietet eine Vielfalt an Spielen zu spielen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten oder zu bleiben. Und im Gegensatz zu SchuelerVZ auch über die Grenzen des Schulhofes hinaus.
Facebook ist Zeitvertreib und Unterhaltung zugleich. Dabei ist die Unterhaltung nicht auf vorgegebene Möbelstücke oder Spiele beschränkt, sondern individuell: Menschen posten Bilder, Programmieren Apps oder veröffentlichen Texte. Das Sinken der Userzahlen deckt sich ungefähr mit der Popularität Facebooks in Deutschland. 2008 wurde Facebook in Deutschland zugänglich, damals noch wenig populär. 2010 begann der “Run” auf dieses Medium – und auch der Abfall der Spielerzahlen im Habbo, wie die nachfolgende, von Google erhobene Statistik, zeigt:
Natürlich darf man Facebook nicht alleine die Schuld für die schwindende Anzahl an Spielern geben. Neue Medien wie WhatsApp (welches die SMS praktisch “bezahlbar” machte) oder auch Twitter waren nicht alleine der Grund für die aktuelle Lage des Hotels. Einige ehemalige Spieler werden eventuell Probleme mit dem Kundendienst oder persönliche Erfahrungen anbringen. Es geht hier aber nicht um den Einzelnen, sondern um das Ganze.
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