10. Juli 2015 0 Kommentare Kolumnen
Habbo feiert seinen fünfzehnjährigen Geburtstag – und vielleicht wird es für uns der letzte Geburtstag, den wir in Deutschland miterleben werden. Denkbar wäre es im schlimmsten Szenario. Spätestens seit den großräumigen Sparmaßnahmen von Sulake, welche die Schließung einzelner Büros und Kündigung nationaler Mitarbeiter beinhalten, ist die mangelnde Qualität des deutschen Managements kaum noch zu übersehen. Denn dort, wo gespart werden soll, muss zwangsläufig auch die Qualität im Laufe der Zeit darunter leiden. Sulake setzt ganz klar neue Prioritäten in der Entwicklung – und das ist definitiv nicht das User Care Management, sondern revolutionierende Technik, um doch noch irgendwie mit dem Wandel der Generation mithalten zu können. Die neue Generation ist das, was Sulake jemals wieder an die Spitze treiben könnte. Genau wie damals.
Android Apps, iPhone und iPad Apps, das sind Neuerungen, die uns im vergangenen halben Jahr überrascht haben – und Änderungen, mit denen man vor wenigen Monaten oder Jahren noch kaum gerechnet hätte. Damals im Jahr 2005 war Habbo “das Facebook” der Generation. Spielbar auf dem Browser, in einer Zeit, in der das Medium Internet noch in seinen Anfangsphasen steckte, galt Habbo als Zeitvertreib und sozialer Treffpunkt zugleich. Habbo war etwas Neues, ein neues Format für ein neues Medium. Doch die Entwicklung blieb nicht stehen und die Folge ist eine Vielzahl neuer Plattformen, Techniken, Konkurrenten sowie wandernder Zielgruppen, als auch Zielgruppen-Gewohnheiten. Spielen im Browser gehört nicht mehr zum Alltag – und das Treffen in einer virtuellen Welt schon gar nicht mehr. Tablets, Handys und Smartphones zeichnen die neue Generation aus. Eine Generation, mit der Sulake mithalten muss. Eine Generation, die für ein Unternehmen, das mit Habbo auf das Jahr 2000 spezialisiert war, enorm viel Zeit und Geld kostet.
Wer ein Projekt betreibt, muss dafür sorgen, dass es sich weiter entwickelt. Was vor 10 oder 15 Jahren etwas Geniales war, ist heute etwas, das uns an jeder Ecke begegnet. Und die zahlreichen Konkurrenten erschweren die Sache ungemein – Facebook, seit 2008 in Deutschland erreichbar, stieß praktisch alles um. Wer mit seinen Freunden auch über die Grenzen der Außenwelt im Kontakt bleiben möchte, hat nun die Sozialen Netzwerke zur Verfügung. Netzwerke, die es damals nicht gab. Treffpunkte, die damals niemand kannte. Habbo war etwas Besonderes und entwickelte sich im Wandel der Zeit zu einer immer populärer werdenden Webseite. Doch heute gibt es viel Genialeres – WhatsApp, Facebook, Instagram und Kik sind nur wenige der neuen Netzwerke, die die Nutzer anlocken. Die Spieler, die gerade noch Habbo spielen, stehen kurz am Ende ihrer Erfahrung im Hotel. Wenn sie gehen, gibt es keinen, der sie ablösen wird. Habbo macht im deutschsprachigen Raum schon lange keine Werbung mehr. Heute spricht man auf dem Schulhof nicht mehr über Habbo, sondern über WhatsApp und Facebook.
Wenn Sulake den Markt ansprechen möchte, müssen die Produkte auf verschiedene Plattformen unterstützt werden. Sie müssen entwickelt, programmiert, konzipiert, verwaltet, veröffentlicht und beworben werden. Die Entwicklung der Apps für einzelne Smartphone-Systeme trägt immense Kosten hinter sich. Und das nicht nur in einem Land – sondern international. Beachten wir die Änderungen im Habbo Hotel halten wir zunehmend Änderungen im technischen Bereich fest. Sulake muss finanzieren – in die Apps für’s Handy und für die Entwickler hinter dem Habbo Hotel, die den Server regelmäßig erweitern und uptodate halten müssen. Ganz von einer neuen Webseiten-Version und neuen Moderationstechniken abgesehen. Und das zeitgleich zu einer Phase, bei denen die Spielerzahlen immer mehr abnehmen. Fallende Spielerzahlen bedeuten in dieser Hinsicht auch fallende Gewinne. Aber gerade die benötigt Sulake heute am meisten. Und das führt wiederum dazu, dass innerhalb eines Jahres ganze 5 Hotels geschlossen werden müssen. Habbo befindet sich in einer indirekten Revolution – in einem Wandel des Systems, das technisch bestmöglich ausgeweitet werden soll. Seien es neue Betriebssysteme, die Habbo unterstützen sollen, neue Internetauftritte, neue Techniken, die Habbo spannender machen oder neuer Moderationsmittel, die Habbo nach dem Pädophilskandal noch skandalsicherer machen sollen – das Unternehmen fixiert sich zunehmend auf die technische Basis. Nationale Büros wurden geschlossen und dessen Mitarbeiter entlassen – in Deutschland gibt es keine Mitarbeiter mehr, die Habbo muttersprachlich betreuen. Das sogenannte “User Care” wird pauschalisiert aus einem einzigen Standort betreut. Unsere Verantwortlichen sitzen in Spanien – dort, wo die Verantwortlichen für weitere 8 Hotels von Sulake sitzen. Das Geld, das dadurch gespart wurde, ist aber auch bitter nötig. Für andere Stellen und Prioritäten bei Sulake – der Weiterentwicklung von Habbo, um es für die kommenden Jahre reif zu machen. Habbos, die etwas älter sind, wissen, was User Care bedeutet. Das, was Neuromancer, kawu und Ladana betrieben hatten – das ist User Care. Nicht das, was uns aus Spanien zugesteckt wird, weil es in Helsinki, dem Sitz von Sulake, angeordnet wird.
Es ist schlichtweg peinlich, wenn einzelne User eine bessere und weitaus gefeiltere Rechtschreibung haben, als Mitarbeiter bei Sulake. Wenn einzelne User in ihrer Kommunikation und ihrem Umgangston sicherer sind, als Mitarbeiter bei Sulake. Wenn einzelne User das Habbo Hotel besser kennen, als Mitarbeiter bei Sulake. Wenn einzelne User sich mehr für die Zukunft des Hotels interessieren, als Mitarbeiter bei Sulake es versuchen vorzumachen. Man braucht nur die neue „Habbo 15“ Seite betrachten, um sich ein Abbild der neuen Qualitäten zu machen. Die Qualitäten einer Person an seiner Schreibweise festzumachen ist mit Sicherheit falsch, es geht dennoch vielmehr darum, was uns Sulake – ein eigentlich seriöses Unternehmen – präsentiert. Ein Unternehmen, von dem wir eigentlich erwarten, es würde seine Mitarbeiter qualifiziert auswählen. Denn das ist das Mindeste, was uns Sulake schuldet, nachdem sie unsere deutsch-muttersprachlichen Betreuer fristlos rausgeworfen haben. Doch auch Sulake hat erkannt, dass das Management nicht mehr das ist, worauf man sich fokussieren muss. Vielmehr sind die technischen Revolutionen die, die Habbo wieder einigermaßen blühen lassen und neue Spieler anlocken könnten. CEO Antti-Jussi Suominen sagte in einem Interview, er habe an seinem ersten Arbeitstag bei Sulake im Jahr 2013 zu aller erst gefragt, wie man Habbo auf mobile Geräte ausweitet. Und die Frage hat sich heute erübrigt.
Inzwischen spart man noch mehr bei den Mitarbeitern in einzelnen Ländern – Events und Wettbewerbe werden schon lange nicht mehr seitens Sulake umgesetzt – dafür sind nun die Fanseiten zuständig. Die User bauen die aufwendigen Events, die User kümmern sich um sie, während die Staffs sie nur ankündigen und ausführen. Sie haben die Ideen und Vorschriften – aber nicht den Draht zur Community. Sie improvisieren nicht, sie halten sich strikt an die Vorschriften von Sulake. Wir haben aktuell 3 Moderatoren, wo es einst 12 waren. Und damit diese nicht zu überfordert sind, gibt es Wächter, Helper und seit neustem sogar Botschafter, die Moderator-ähnliche Privilegien haben. Habbos übernehmen damit ganz unterschiedliche Rollen in der Community und Sulake nutzt das als Vorwand, seine Mitarbeiter noch weniger im Ingame blicken zu lassen, noch weniger Mitarbeiter einzustellen, die Geld kosten, weniger zu beanspruchen – ergo, schlechter zu bezahlen – nicht zuletzt auch dank der gekürzten Öffnungszeiten, mit denen man vor Jahren niemals rechnen könnte – erst recht nicht in Deutschland.
Mit der technischen Entwicklung im Habbo Hotel kann man dennoch voll und ganz zufrieden sein. Die neuen Funktionen und Features sind schon klasse. Klasse wäre es auch, wenn wir Mitarbeiter hätten, die wenigstens nicht nur so tun, als würden sie sich für uns interessieren. Und Mitarbeiter, mit denen wir wenigstens sicher auf Deutsch kommunizieren könnten, ohne nebensächlicher Befürchtung, wir dürften kein zu hohes Deutsch anwenden. Sulake beschränkt sich zu sehr auf die Zukunft von Habbo, ohne die Gegenwart zu berücksichtigen. Und genau darin liegt der Fehler. Der Fehler, der den Ruf von Sulake im deutschen Habbo Hotel so geschädigt hat. Würde man heute fragen, was Habbos von Sulake halten, würde das Ergebnis wohl wahrscheinlich alles andere als gut ausfallen. Die Habbos haben kein Vertrauen mehr – und um das zu erkennen, dafür muss kein Spezialist her. Entweder ignoriert das Sulake getrost, oder es interessiert sie wirklich nicht. Denn Hotels in der Spielerzahl-Klasse des Habbo Hotel Deutschlands wurden in Vergangenheit schon geschlossen – es stellt sich die Frage, wann Sulake den Entschluss fasst, dass es auch für Deutschland so weit ist. Jedes andere Hotel hat aktuell mehr Mitarbeiter als das deutsche auch und der Trend unserer Userzahlen fällt zunehmend.
Als Fanseite für Retro Hotels sind wir indirekt auch eine Fanseite für das offizielle Hotel von Sulake. Die Schritte, die Sulake mit Habbo geht, haben auch direkten Einfluss auf die weitere Entwicklung der Retroszene, weshalb wir ihn ansprechen. Dieser Beitrag ist eine Kolumne und stellt lediglich die Meinung des Autors zur Schau, in der du dich nicht wiederfinden musst.
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