3. April 2018 0 Kommentare Retro HotelsLive-HotelSkandale
Das Live-Hotel ist eines der größten Retro Hotels der deutschen Szene – wenn nicht sogar mittlerweile das größte und meistbesuchteste. Äußerlich zeigt sich das Hotel sehr gut und vorbildlich – alles soll planmäßig ablaufen, die User sollen zufrieden sein und es soll möglichst keine Probleme geben. Doch seit gestern erreichen gerade aus dem internen Bereich des Hotels erstaunliche Nachrichten die Öffentlichkeit, welche man so nicht zwingend erwartet hätte. Als Plattform für die Verbreitung wird dabei überwiegend eine eigens, angeblich von anonymen Ex-Mitarbeitern erstellte Homepage genutzt, die den Namen LiveTimes.biz trägt und sich als objektive Alternative zu RetroTimes behauptet.
In letzter Zeit erscheinen auf dem Discord Server vom Live-Hotel einige Screenshots von Mitteilungen, die Hotelmanagerin horngry verfasst hat und an das Team sendete. Ein Screenshot zeigt beispielsweise, dass die Hotelmanagerin ihren Mitarbeitern nicht mehr erlauben würde, bei WA (Werbeattacken auf andere Retro Hotels) lernen zu gehen. Jedoch sind die meisten Mitarbeiter des Hotels zwischen 14 und 19 Jahren alt, weswegen eine solch Reaktion sehr kritisch betrachtet wird, gerade weil das reale Leben immer vorgehen sollte. Entsprechend löste dies Entsetzen aus.
Letzterer Screenshot zeigt eindeutig, wie die Hotelmanagerin jemanden darum bittet, andere Kommentare auf RetroTimes, die gegen sie gerichtet sind, zu “dissen“. Man hätte eine solch Maßnahmen nicht unbedingt von der Hotelleitung eines Hotelgiganten erwartet. Ein ähnlich unprofessionelles Verhalten legte die Hotelmanagerin jedoch mehrmals zu Tage. Auch ihre neuliche Aussage in Bezug auf die DDoS-Angriffe, wo sie den Angreifer öffentlich als “klein-bestückte[n] Idioten” beleidigt, werfen kein gutes Licht auf die Hotelleitung.
Auf der Homepage von LiveTimes finden sich eine Vielzahl von Screenshots aus Chatverläufen, die Fragen über das Verhalten aufwerfen – insbesondere gegenüber dem Team. Ähnliche Aussagen wie oben und Zitierungen von Ex-Mitarbeitern legen dar, dass horngry ihr Team lediglich ausnutzen würde. Unter anderem soll sie ihr eigenes Team hinter dem Rücken anderer beschuldigt und ausgelacht haben. In erster Linie handelt es sich um Äußerungen, die im Chat mit einzelnen Personen, ehemaligen Freunden, getätigt wurden. Eine Sammlung aller Verhaltensweisen finden sich unter diesem Link.
Ich hab selten gesehen, dass ein Teamkollege angeschissen wurde, weil die Person einen Film geguckt hat anstatt im Live online zu sein. Bei Alina durfte ich dann die Erfahrung machen. Mitarbeiter im Live
Wenn es nicht so war, wie sie es wollte, musste es neu gemacht werden oder die Leute wurden ausgetauscht und man musste von neu anfangen. Ich zum Teil habe auch oft mitbekommen wie sie mit der damaligen Radio-Leitung diskutierte […] Aussagen von ihr wie, „Denken die wirklich die können Forderungen stellen? Ich bin die Hotelleitung, wenn es mir nicht passt und sie nichts ändern, such ich mir ein neues Radio.“ haben mir dann auch gezeigt wie kritikunfähig sie ist. Mitarbeiter im Live
RetroTimes | Hallo Madness, du warst bis vor kurzem, vor etwa zwei Wochen, Moderator im Live-Hotel und hast dann gekündigt. Was ist der Grund für deine Kündigung gewesen?
Madness | Ich hatte einfach keine Lust mehr darauf mich schlecht von der Leitung (horngry) behandeln zu lassen. Das Problem war schon etwas länger vorhanden, schon seit mehreren Monaten.
RetroTimes | Inwiefern schlecht behandelt? Was wäre ein perfektes Beispiel, um die schlechte Behandlung zu verdeutlichen?
Madness | Alina war leider sehr userfixiert, es hieß immer es sollten mehr und mehr User online sein, Lob kam kaum. Die sogenannte Hotelzeit und das wir uns nur einen Tag frei nehmen durften pro Woche, war wirklich hart. Zudem wollte sie mehrere Mitarbeiter aussortieren, sollten diese nicht um 17 Uhr online sein.
RetroTimes | Du beschreibst die schlechte Behandlung durch die Hotelmanagerin: Hast du sie jemals darauf angesprochen bzw. deinen Unmut darüber kundgegeben? Wenn ja, was war ihre Reaktion? Und wenn nicht, warum nicht?
Madness | Ich persönlich habe sie nie darauf angesprochen, dass sie kein Verständnis zeigte merkte man auch bei normalen Diskussionen in den Discord Channeln.
RetroTimes | Nun da du nicht mehr im Team bist, stellt sich natürlich die Frage, ob du mit der Seite LiveTimes etwas am Hut hast? Und wirst du noch im Live-Hotel aktiv sein? Wenn nicht, wo dann?
Madness | Da ich seit gestern Hotelverbot aufgrund von Vorwürfen ohne jegliche Beweise habe, wird sich das aktiv sein dort wohl erledigt haben. Ob und wie ich noch aktiv in einem Retro sein werde bleibt erstmal offen.
In den letzten Wochen und Monaten haben einige Live-Mitarbeiter das Hotel verlassen. Darunter sel, worldly, naive, madness, mert, cl0ud sowie xaey. Eine beachtliche Zahl – und wie Recherchen ergeben, können die meisten der Mitarbeiter die oben genannten Zustände im Hotel bestätigen. Zwar haben nicht alle aus diesem Grund das Team verlassen, und noch nur wenige Ausnahmen haben von sich aus öffentlich die Umstände kritisiert – doch finden einige die Veröffentlichung der Screenshots mehr als nur gerecht. Unter diesen Umständen sollte dies ein klares Zeichen an die Hotelleitung sein: Ein solches Verhalten birgt auch Risiken und Konsequenzen.
Hingegen gibt es ebenso viele Unterstützer wie Verfechter: Es heißt, jeder mache Fehler, und die Inhaber der Seite würden gezieltes Cybermobbing sowie Hetze betreiben, um mit negativer Stimmungsmache den Ruf des Hotels zu beinträchtigen.
LiveTimes.biz hat es sich zum Ziel gesetzt, der Unterdrückung und Tyrannerei im Live-Hotel ein Ende zu setzen, indem laut eigenen Angaben bedingungslos nur objektive Informationen preisgegeben werden. Mehrfach wird in den bisher veröffentlichten Artikeln und auf der Homepage verdeutlicht, “wir sind nicht RetroTimes – wir sind eine objektive Alternative“. Fragwürdig bleibt jedoch, wie eine Fanseite, die selbst offenkundig angibt, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, mit dem Zweck, die Schattenseiten von Live-Hotel zu verdeutlichen, von Objektivität sprechen kann. Müsste hier nicht viel mehr die Rede von Subjektivität sein, insbesondere wenn man der Gegenseite kein Gehör gibt? Insbesondere, wenn man nur Screenshots aus dem Zusammenhang veröffentlicht, ohne deren genaueren Kontext zu erläutern – oder auch die positiven Seiten zu berücksichtigen?
Die Domain der Fanseite wurde erst vor wenigen Tagen registriert und richtet sich voll und ganz gegen das Verhalten der Hotelmanagerin. Gerade bei solchen Fanseiten, die aus einem bestimmten Motiv erstellt werden, sollte man deren Authentizität hinterfragen. Ist sie wirklich so unparteiisch wie es behauptet wird? Es wurden eine Vielzahl von Screenshots veröffentlicht, und doch fällt bei genauerem hinsehen auf: So gut wie alle Screenshots sind älter als ein halbes Jahr, datieren sich ungefähr zwischen Juli und August 2017. Warum wird erst 8 Monate später eine solch Seite ins Leben gerufen, und warum wird an keiner Stelle darauf hingewiesen, dass die Screenshots schon längst nicht mehr aktuell sind? Auch suspekt: In den Fokus sind immer nur einzelne Aussagen, nur die Reaktion einer uns nicht genannten Aktion. Aus Reihen der Unterstützer des Live-Hotels kommen daher Vermutungen auf: Die Seite wurde nur erstellt, um dem Hotel explizit zu schaden.
LiveTimes bezieht sich auf anonyme Ex-Mitarbeiter. Immer gilt es zu hinterfragen: Es muss einen Grund geben, warum sich jemand anonym stellt. Möglicherweise hat er etwas zu verbergen, erzählt nicht die ganze Sache, will möglichst viel für einen geringen Preis erreichen. Und doch ist alles, was auf der Seite über das Hotel “objektiv” gelistet ist, auf anonymisierten Aussagen zurückzuführen. Wir haben versucht, die getroffenen Aussagen, die sich weitestgehend auf Geschehnisse im Vorjahr stützen, zu aktualisieren und haben drei aktuelle Mitarbeiter des Hotels um eine Meinung gebeten.
Als ob irgendjemand von uns die Sache ernstgenommen hat, wir wissen doch alle, dass das IMMER fun ist, wir machen doch alle Witze über jemand anderen ohne dass es dabei zu Missverständnissen kommt? Ab und zu gibt es zwar mal schlechte Tage im Team, weshalb Alina sich dann mal aufregen tut und darf, aber das doch auch nie unbegründet. Ausserdem ist es doch vollkommen normal, dass man sich aufregt, wenn etwas nicht so läuft wie man es möchte, da sollen andere jetzt kein Fass auf machen… Alinas gute Seiten überwiegen, aber anscheinend juckt das kein Schwein, natürlich wird sie nur ins schlechte Licht geworfen. – Empathy, Mitarbeiterin des Hotels
Die Sachen sind überzogen dargestellt. Die Rassisten-Karte war ein Witz, bei dem sich niemand der angeblich “angegriffenen” (beverly, debby) beleidigt gefühlt hat. Dass sich Teamler vielleicht nicht gerade in den Zeiten, in denen das Live boomt, ihren Schulaufgaben zuwenden sollten hat seinen Sinn, wie ich finde. Alina kann gemein sein, das leugnet niemand im Team, sie auch nicht, aber ein Unmensch ist sie nicht. Jeder macht Fehler, im Laufe einer Amtszeit machen viele Menschen viele, dennoch sollte man nicht nur aufgrund dieser bewertet werden. Wir sind streng, aber das mussten wir sein, um an die Spitze zu kommen. Und wir müssen es sein, um dort zu bleiben. Niemand screent, wie Alina Teamler oder das ganze Team für ihre Arbeit lobt – das bedeutet aber nicht, dass sowas nicht vorkommt? – Mitarbeiter/in im Hotel
Ich halte es für eine sehr feige Aktion, dass man extra eine Seite erstellen muss, um jemanden bloßzustellen. Man hätte auch einfach reden können, aber warum gleich die ganze Hetze? Damit will ich nicht sagen, dass es nicht stimmt, dass Alina ab und zu streng zu uns ist. Aber letztlich macht es uns allen immer noch riesigen Spaß im Live zu arbeiten. Sonst wär ich schon längst gegangen, denn zwingen tut mich niemand, dort zu bleiben, ich bleibe freiwillig und daran kann so eine Seite nichts ändern. – Mitarbeiter/in im Hotel
Inzwischen gibt es erste Vermutungen, wer hinter der Seite stecken könnte: Die Seite nutzt einen Imager vom Live-Hotel. Wenige Tage vor der Eröffnung von LiveTimes hatte ein Nutzer namens VinAdel nach einem solchen gefragt, wie aus Chatlogs des Hotels hervorgeht. Nach der Veröffentlichung habe Recon, der Techniker im Live-Hotel, jedoch den Code des Imagers verändert, um Zugriffe loggen zu lassen. Die Betreiber der Seite wussten hiervon nichts.
Aus diesen beiden Logdateien gehen Madness und VinAdel zumindest als Mitwirkende der Seite hervor. Als wir Madness vorhin im Interview fragten, ob er etwas mit LiveTimes zutun hätte, hatte er auf diese Frage zumindest keine Antwort gegeben. Letztere Logs dürften dies nun beantworten. Auch hieß es seitens Madness, er habe das Team verlassen, weil er sich von der Hotelleitung schlecht behandelt gefühlt hatte. Aus dem offiziellen Kündigungsgrund geht jedoch etwas ganz anderes hervor.
Womöglich haben beide Seiten Recht – und die Meinungen trennen sich aus gutem Grund: Es gibt belastbare Beweise und gerechtfertigte Begründungen auf beiden Seiten. Wo die einen von Tyrannerei und Unterdrückung sprechen, sprechen die anderen von Hetze und Mobbing. Es ist nicht abzusehen, dass sich eine Partei geschlagen oder zufrieden geben wird, bis die andere gänzlich kapituliert ist. Abschließend eine Anmerkung der Redaktion: An diesem Artikel haben mehrere Redakteure gearbeitet und intensiv recherchiert. Wir setzen auf Vielfalt und Transparenz – auf wahre, pluralistische Berichtserstattung, die alle Parteien und ihre diversen Meinungen gleichermaßen berücksichtigt.
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