In der englischen Szene gibt es sie schon längst: Roleplay Hotels, die sich voll und ganz auf Rollenspiele konzentrieren. Sie nutzen eigens für das Roleplay entwickelte Emulatoren, die über entsprechende Funktionen verfügen und angepasst sind. Doch die deutsche Szene macht so gut wie keine Schritte zur Förderung von Roleplay. Ein großer Fehler?

Was Roleplay definiert

Rollenspiele sind online sehr beliebt. Wie der Name schon verrät, versetzt man sich im Rahmen eines Rollenspieles in eine andere Person mit spezifischer Rolle und versucht ihr Verhalten so realitätsnah wie möglich nachzunahmen. Dafür werden Szenarien und Aktionen rollenhaft „nachgespielt“. Im Habbo Hotel gibt es seither eine Vielzahl von Rollenspielen – viele von ihnen ahmen zum Beispiel Krankenhäuser, Polizei, Militär oder Schulalltage nach. Nicht zu vergessen sind die vielen „Mafia“-Organisationen und kriminellen Vereinigungen im Hotel. Die Facetten des Roleplays sind umfangreich.

Exkursion in das deutsche Habbo

Im Habbo Hotel hat sich Roleplay im Vergleich zu vorherigen Jahren maßgeblich weiterentwickelt. Viele Roleplay-Räume, insbesondere US Armys und Geheimdienste, stoßen auf besondere Beliebtheit. Prinzipiell kann jeder mitmachen und teilweise sind die Systeme so ausgeklügelt, dass sie fast schon beängstigend realistisch wirken. Es gibt eine ausführliche Ausbildung und eine organisierte Karriereleiter mit über 100 Rängen und Talerlöhnen, die je nach Dienstgrad variieren. Dienstzeiten werden aufgeschrieben und entscheiden den Grad der Beförderung. Nicht zu kurz kommen hier auch Kriege mit anderen verfeindeten Armeen und in Einzelfällen auch eine eigene Webseite für das Rollenspiel, wo man Informationen erhält. Ein Beispiel sei hier die Webseite der SFS, ein Rollenspiel für eine Sicherheitsagentur. Rollenspiele sind für Habbo sehr profitabel, da sie die Aktivität der User binden, die sonst nichts zu tun hätten.

Formen in Retro Hotels

Auch in Retro Hotels gibt es Rollenspiele. Diese sind jedoch bei weitem nicht so professionell ausgeklügelt wie im echten Habbo. Es macht einfach keinen Spaß mit einer Handvoll Spieler. Aber jeder Retrospieler dürfte bereits auf Krankenhäuser oder Schulen gestoßen sein. Sie stellen das Standard-Rollenspiel dar. In der englischen Szene gibt es jedoch spezielle Retros, die sich nur auf Rollenspiele fokussiert haben. Bei der Registration muss man sich so zum Beispiel einen „Beruf“ aussuchen – Polizist, Gangster, Arzt oder etwa VIP. Den Berufsgruppen stehen spezielle Rechte zu. Polizisten können Gangster verhaften, Gangster können andere ausrauben/töten, Ärzte können andere heilen. Das Ganze funktioniert über Befehle / Commands, die in den Emulator eingebaut wurden.

In Deutschland zeichnet sich dieser Trend noch nicht ab. Zu sehr haben wir uns an die herkömmliche Form des Habbo Hotels manifestiert. Doch die englische Szene zeigt, dass es auch anders und vor allem viel interessanter geht – denn durch Roleplay haben die User immerhin eine kontinuierliche Beschäftigung, wenn im Hotel mal kein Event oder Wettbewerb veranstaltet wird. Ihre Fantasie ist gefragt und gleichzeitig keiner Grenzen gesetzt. Als erster Hotelgigant führte das HabboST unter Hazed vergangenen Monat Elemente des Roleplays ein – man konnte andere Habbos ausrauben, Polizist spielen und zum Beispiel andere töten. Ein ausgeklügeltes und organisiertes System war das allerdings noch lange nicht – sondern eher eine Art Fungag zum Zeitvertrieb. Oder etwa doch ein Schritt in die richtige Richtung? Das Potential von Roleplay ist hoch. Die Retroszene müsste darauf reagieren und die neuen Möglichkeiten wahrnehmen, die sich dadurch ergäben: Eine ganz andere Art von Events und Unterhaltung.

Dies ist eine Kolumne. Sie spiegelt lediglich die Meinung des Autors und nicht die von RetroTimes wider.